Feuerbrand - Hinweise für den Obstbau 2024

Stand: 06/17/2024

Obstregion Rheinland-Pfalz Süd
Kernobst: Achtung Feuerbrand!
Situation
Bis Mitte Mai 2024 gab es in den Obstregionen Pfalz und Rheinhessen nur vereinzelte kleinere Vorkommen von Feuerbrand. Seit wenigen Wochen sind immer mehr Obstanlagen betroffen, vor allem die Apfelsorten Wellant, Gala, Pinova sowie Birnen und Quitten. Die feuchtwarmen Bedingungen in diesen Tagen bieten weiterhin ein sehr hohes Infektionsrisiko. Unter anderem kann der Eintrag von blühendem Weißdorn (Crataegus) mit Feuerbrand-Befall aus der nahen Umgebung erfolgen. Auch weitere mögliche Wirtspflanzen im näheren Umfeld der Obstanlagen sollten regelmäßig auf Symptome kontrolliert werden. Dazu zählen die Sorbus-Arten Mehlbeere, Elsbeere, Speierling, Vogelbeere sowie Glanzmispel/Stranvaesia-Arten (bes. Photinia davidiana und - nussia), Zwergmispel (Cotoneaster), Wollmispel (Eriobotrya), Feuerdorn (Pyracantha), Zier-, Scheinquitten (Chaenomeles), Apfelbeere (Aronia) und Felsenbirne (Amelanchier).

Symptomverlauf
Anfangs waren die Symptome noch relativ unscheinbar. Zunächst waren fast ausschließlich vertrocknete Blütenbüschel zu sehen, bei denen nur bei genauerem Hinsehen die braun-schwarz verfärbten, eingesunkenen Blüten- und Fruchtstiele und auffielen. Auffälliger wurde es als Mitte Mai die ersten Welkeerscheinungen an den Triebspitzen von Kurztrieben dazu kamen. Seit Ende Mai fallen an den betroffenen Bäumen vor allem die welkenden Triebspitzen einjähriger Langtriebe auf. Die Blätter der Triebspitzen sind zunächst nur aufgehellt, später bräunlich und machen einen welken Eindruck. Wenige Tage später nehmen sie die typische „Spazierstockkrümmung“ ein und wirken vertrocknet („verbrannt“). Bei warmer, feuchter Witterung entwickelt sich das Bakterium im Baum weiter, bildet Baktereinschleim, der meist am Übergang zwischen gesundem und krankem Triebabschnitt als zähflüssige milchig-weiße bis bernsteinfarbene Tröpfchen an die Oberfläche kommt. Dieser Bakterienschleim (Exudat) kann über Wind, Regen, Insekten, Vögel über kurze und lange Strecken transportiert werden und so für eine epidemische Ausbreitung der Bakterienkrankheit sorgen. Wo der Befall nicht komplett entfernt wird, bilden sich an den infizierten Baumpartien eingesunkene Rindenstellen, an denen das Feuerbrand-Bakterium überwintert und im nächsten Jahr von dort eine neue Infektionsquelle bildet.

Ursache für welkende, verbräunte und vertrocknete Blüten und Triebe können neben Feuerbrand auch andere Krankheitserreger sein. Häufig ist zur richtigen Vorgehensweise bei der Bestimmung und Bekämpfung von Pflanzenkrankheiten eine Beratung wichtig. Zuständig für die Beratung des Erwerbsanbaus zu den Themen Pflanzengesundheit und Pflanzenschutz in Rheinland-Pfalz sind die Dienstleistungszentren Ländlicher Raum (www.dlr.rlp.de).
Die Gartenakademie (www.gartenakademie.rlp.de) ist für die Hausgartenberatung zuständig. Erste
Auskünfte können dort über das Gartentelefon eingeholt werden (Tel.: 0180/5053202).
Im Internet u.a. auf der Homepage der Gartenakademie finden sich viele Seiten, die reichlich weitere
Informationen und Bilder zu diesem Thema bieten.

Gegenmaßnahmen
Die Obstbauern sind gut beraten unverzüglich Befallskontrollen durchzuführen und auch die nähere Umgebung mit einzubeziehen. Besonders dort, wo weiterhin Nachblüher auftreten, sind sofortige Gegenmaßnahmen angebracht:
- betroffene Äste und Zweige bis weit (mindestens 30 cm) ins gesunde Holz zurückschneiden
- infektiöses Material rausschneiden, in Müllsäcken sammeln und aus der Anlage bringen
- Kontrollen wöchentlich durchführen bis -sicher- kein Befall mehr vorhanden ist

Vorbeugende Behandlungen in Anlagen mit starker Nachblüte mit Prohexadion und/oder einer Mischung Blossom Protect mit Buffer ProtectNT können die Massenausbreitung verlangsamen und verschaffen mehr Zeitraum für Kontrollen und Sanierungsschnitte.

Darüber hinaus kann die Nebenwirkung von Fungiziden, die phosphorige Säure enthalten, eine höhere Widerstandsfähigkeit erreicht und die Bildung von Bakterienschleim etwas minimiert werden. Wichtigste Gegenmaßnahme bleibt eine unverzügliche und regelmäßige Kontrolle in den nächsten Wochen.

Begleitende Maßnahmen:
Vorbeugende Behandlungen in Anlagen mit starker Nachblüte mit Prohexadion und/oder einer Mischung Blossom Protect mit Buffer ProtectNT können die Massenausbreitung verlangsamen.

Blossom Protect (0,75 kg/ha mKh, max. 5 Anwendungen) in Mischung mit Zusatzstoff
Buffer ProtectNT (3 kg/ha mKh) und/oder
Regalis Plus (0,5 kg/ha mKh, max. 3,0 kg Mittel/ha je Jahr., max. 6 Anwendungen, WZ 56 T

Nutzung der Nebenwirkung phosphonathaltiger Fungizide. Achten Sie darauf, dass phosphorige Säure rückstandsrelevant ist.
Luna Care (Schorf, Mehltau, Krebs) mit 1 kg/ha/m Kh,
Merplus (Schorf) mit 0,8 l/ha/m Kh,
Soriale (Schorf) mit 0,7 l/ha/mKh
Delan Pro (Schorf) mit 0,83 l/ha/m Kh

Mit den genannten Präparaten ist jedoch lediglich eine Befallsverzögerung, keine Eindämmung zu erwarten!

Obstbauberatung Rheinland-Pfalz Süd

Feuerbrand_Hinweise2024.pdfFeuerbrand_Hinweise2024.pdf


peter.hilsendegen@dlr.rlp.de     www.Obstbau.rlp.de