Natriumbicarbonat und die „Suppe“ ist versalzen? Viehsalz und Mineralfutter anpassen!

Im Speichel der Kuh kommt Natriumbicarbonat vor, der beste, nachhaltigste, körpereigene Puffer, um den pH-Wert im Pansen stabil zu halten. Beim Wiederkäuen wird er mit jedem Kauschlag erzeugt und durch Abschlucken in den Pansen befördert. Bei Hitze gerät dieser Regelmechanismus leicht aus dem Takt. Ursache ist eine geringere Futteraufnahme, gefolgt von verminderter Wiederkauaktivität und Rückgang der Speichelbildung. Schließlich sinkt der pH-Wert im Pansen, was zur Übersäuerung führt. Um dies zu verhindern, wird den Rationen Natriumbicarbonat (100 – 200 g/Kuh/Tag) zugesetzt. Natriumbicarbonat enthält 274 g Natrium/kg Trockenmasse, was in der Mineralstoffversorgung der Gesamtration zu berücksichtigen ist. Andernfalls ist die „Suppe“ bzw. die Ration durch den hohen Natrium-Gehalt schnell versalzen. Mineralfutter und Viehsalz decken in der Regel bereits den Natriumbedarf. Selbst wenn im Sommer eine 20% Erhöhung der Mineralstoffversorgung angeraten wird, schieß man bei der Natrium-Versorgung durch Natriumbicarbonat schnell über das Ziel hinaus. Die reguläre Empfehlung liegt bei 1,5 - 2,5 g Natrium/kg Trockenmasse/Ration.

Beispiel: Eine Teilmischration mit halb Gras-, halb Maissilage und pro Kuh/Tag 2 kg Getreide, 2,5 kg Proteinfutter, 100 g Mineralfutter (8 % Natrium), 50 g Viehsalz, 150 g Natriumbicarbonat = 4 g Natrium/kg TM in der Trogration. Das ist zu viel. Ohne Viehsalz sind es 3,0 g Natrium. Unter Berücksichtigung des erhöhten Mineralstoffbedarfes im Sommer sind 3,0 g in Ordnung.

Höhere Werte lassen den Wasserbedarf der Kuh in die Höhe schnellen, wirken abführend und verursachen dünnen Kot. Folglich ist beim Einsatz von Natriumbicarbonat Viehsalz zu reduzieren oder aus der Ration zu nehmen. Mineralfutter mit geringerem Natrium-Gehalt ist ebenfalls möglich. Eine Rationsberechnung schafft Klarheit über die Versorgungslage.

Natriumbicarbonat in Stichworten:
  • Puffert Säure im Pansen ab
  • Einsatz ist bei Hitzestress sinnvoll. Langfristig Strukturversorgung verbessern (> 400 g strukturierte Rohfaser/100 kg Lebendgewicht
  • Geschmack: negativer Einfluss auf Futteraufnahme möglich.
  • Erhältlich als reines Natriumbicarbonat (preisgünstiger) oder als Mineralfutter (Hauptbestandteil Natriumbicarbonat mit weiteren Puffersubstanzen, sowie Melasse als Bindemittel und zur Geschmacksverbesserung
  • Einsatzmenge: 100 - 200 g/Kuh/Tag (bei Nabi-Mineralfutter siehe Herstellerangaben)
  • Ration: Gesamt-Natriumgehalt prüfen. Auf Viehsalz verzichten oder reduzieren
  • Standard-Mineralfutter mit 8-10 % Natrium: auf Natrium reduziertes Produkt wechseln
  • Rationsberechnung erforderlich


Birgit.Koeppchen@dlr.rlp.de     www.DLR-Eifel.rlp.de